Kindergarten, Schriesheim (D)

Kategorie :

Bildung + Forschung + Lehre

Projekt :

Bewegungsfreundlicher Kindergarten Schriesheim

Auftraggeber :

Stadt Schriesheim

Land :

Deutschland

Fläche :

bgf 1.554 m²

Planungszeit :

12/2014 - 03/2015


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projekt Realisierungswettbewerb „Bewegungs- freundlicher Kindergarten“ in Schriesheim auslober Stadt Schriesheim (D) planungsteam WW+, Esch-sur-Alzette/Trier (L/D) bgf 1.554 m² nf 1.032 m² bri 5.671 m³ gesamtareal 3 ha wettbewerbsphase 12/2014 - 03/2015 beschränkter wettbewerb 3. Wertungsrundgang

 

"Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben."
Zitat Pablo Picasso

 

Kinder brauchen Raum, den sie mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten nutzen, verändern und gestalten können. Dabei ist Raum in zweifacher Hinsicht gemeint – zum einen als Freiraum, den Kinder für die Entwicklung ihrer Fantasien brauchen und zum anderen als realen, gebauten Raum. Mit der Entdeckung der Architektur als zusätzlicher Pädagoge bekommt die Findung einer neuen Typologie eine ganz besondere Gewichtung im Bereich der Betreuungsstätten. Das heutige Verständnis der Kinderbetreuung erweitert sich um die Aspekte der Zeit, des Raumes und der Atmosphäre. Mit dem Ziel der Förderung von Kreativität und Dynamik integrieren wir diese neuen Blickwinkel in das architektonische Konzept: Eine Gebäudeformation, in welcher der Mensch im Mittelpunkt steht, Räume, die unsere Sehgewohnheiten verlassen und bisherige Raumerfahrungen erweitern. Intention ist es den sensitiven Bereich des Menschen über Form, Farbe, Haptik und Licht anzusprechen, um die Umgebung positiv erlebbar zu machen.

 

Städtebauliche Einbindung

Das architektonische Konzept sieht eine zweigeschossige Gebäudekomposition zur Reduzierung der bebauten Flächen zugunsten einer grünen Umgebung vor und legt ein besonderes Augenmerk auf eine harmonische Einbettung in die umgebende Bebauung und vorhandene Grünstruktur. Das Gebäude bildet mit seinen ortstypischen Satteldächern, und seinen drei Baukörpern, einen identitätsstiftenden Abschluss zur angrenzenden Hirschberger Straße. So rücken die einzelnen Gebäudeteile des Kindergartens von den Grundstücksgrenzen hinsichtlich der Hirschberger Straße und der Kurpfalzstraße ab um den Außenraum mehr Platz zu bieten und den Innenraum nach außen, durch die entstehenden Hof- und Platzsituationen, zu erweitern. Der entstehende Platz an der Westseite des Gebäudes mit seinem städtischen Charakter lädt zum Verweilen ein und dient als Ankommensbereich für den Kindergarten und das Gemeindehaus. Die Gebäudeform und Erschließung sind so angelegt, dass diese in idealer Weise auf die Geometrie und Gegebenheiten des Grundstücks reagieren sowie die städtebaulich markante Stelle zwischen Wohnbauten und Bildungseinrichtungen fortschreiben und im Besonderen eine Verbindung zum bestehenden Kindergarten Kunterbunt und dem evangelischen Gemeindehaus herstellen.

 

Erschließung

Der Haupteingang wird durch einen wohlproportionierten Vorplatz an der Westseite des Gebäudes markiert. Von dort erreicht man, über eine zurückversetzte Eingangssituation mit Windfang, ebenerdig und barrierefrei den offenen Spielflur, der durch seinen repräsentativen und einladenden Charakter zum zentralen Treffpunkt des Kindergartens wird und gleichzeitig eine wichtige Schnittstelle des Gebäudes, über die alle weiteren Bereiche erreicht werden, darstellt. Da Orte der Begegnung für die Kinder ein wichtiges Element im Kindergartenalltag darstellen, ist das Erdgeschoss, in dem zahlreiche Aufenthaltsbereiche und Treffpunkte untergebracht sind, durch besondere Transparenz und Großzügigkeit gekennzeichnet. Das Obergeschoss erreicht man zum einen über eine großzügige Treppe mit Rutschbahn und Kletterwand, die zentral im Spielflur des Erdgeschosses liegt und zum anderen über einen Aufzug, welcher die Barrierefreiheit im Gebäude gewährleistet. Motorisiert erreicht man das Kinderhaus über die Kurpfalzstraße, an der zwei bedarfsorientierte Behindertenstellplätze berücksichtigt sind.

 

Funktionale Lösung

Die Großstruktur des Kindergartens wird in drei Gebäudeteile gegliedert, die jeweils für die Betreuung (Gebäudeteil 2 + 3) und Betreuungsorganisation (Gebäudeteil 1) genutzt werden. Der großflächige und offene Spielflur, zur Förderung der geistigen und motorischen Entwicklung der Kinder, verbindet die einzelnen Häuser miteinander. Die Gruppenräume des Kindergartens sowie die Themenräume (Kreativraum, Forscherstation, Snoezelraum, Holzwerkstatt, Musikraum, Bibliothek etc.), sind lediglich durch großzügige Schiebeelemente von dem Bewegungsflur getrennt und erfahren im geöffneten Zustand eine Erweiterung zu dieser Fläche, so dass eine variable Nutzung der Räume möglich ist. Jeweils zwei Themenräumen bilden eine Einheit und werden durch ein Funktionsmöbel (Stauraum, Sitzfunktion, Kletterspiel) unterteilt., welches eine flexible Raumgestaltung ermöglicht. Die Gruppenräume sowie die Themenräume verfügen über eine zusätzliche zweite Spielebene, welche ebenfalls über die Funktionsmöbel erschossen wird. Das Erdgeschoss beherbergt neben den Gruppen- und Themenräumen, den Bewegungs- und Mehrzweckraum, der wie alle Hauptfunktionsräume einen direkten Zugang nach außen hat. Das Obergeschoss bietet den Kindern weitere großzügige Gruppenräume, die über eine Treppe und Rutsche direkt mit dem Außenspielbereich im Erdgeschoss verbunden sind.

 

Alle Gruppenräume öffnen sich zur Freifläche in Richtung Kindergarten Kunterbunt und ermöglichen den Kindern und Erziehern einen freien Blick in die Natur. Die durchgängig offene Grundrissausbildung, sowie der gläserne Eingangs- und Spielflurbereich weisen durch ihre Transparenz Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Räumen auf und machen die räumlichen Beziehungen ablesbar, wodurch die interne Kommunikation positiv beeinflusst wird. Der Entwurf bietet seinen Nutzern durch eine klare Strukturierung Geborgenheit und Orientierung. Gleichzeitig erreicht man Offenheit durch den gezielten Einsatz von Material, Licht und Öffnungen.

 

Konstruktion und Material

Die tragenden Wandbauteile des bewegungsfreundlichen Kindergartens werden in einer Holzrahmen-Bauweise erstellt. Die Decken mit konventioneller Spannweite werden aufgrund der akustischen Wirksamkeit in Betonfertigelementen erstellt. Die Gründung des Bauwerks wird über eine gebettete Bodenplatte mit integrierten Streifenfundamenten, die gleichzeitig als Frostschürze dienen, ausgebildet. Die hölzerne Skelettkubatur mit einer Wärmedämmschicht aus Mineralwolle wird mit einem naturbelassenem, hellen Holz, als vorgehängte und hinterlüftete Holzleistenfassade, verkleidet. Die Anpassung an die Umgebung führt zur Wahl des Materials Holz. Die Fassaden weisen einen Wechsel aus kleinteiligen Öffnungen im Obergeschoss, sowie großflächigen Glaselementen der Hauptbereiche im Erdgeschoss auf. Die auf die Nutzer angepassten Fensterhöhen ändern je nach Lichteinfall den Schatten und erzeugen dadurch verschiedene Stimmungen in der Fassade und innerhalb der Räume. Die Erzieher können die Fenster eigenständig öffnen und somit individuell auf das Raumklima Einfluss nehmen. Im Innenbereich dominiert ein durchgängiges und kindgerechtes Möblierungskonzept, welches aus hölzernen Garderobenmöbeln, bunten Sitzmöbeln, multifunktionalem Spielmobiliar mit zweiter Ebene und flexiblen Aufbewahrungssystemen besteht, die eine freundliche und warme Atmosphäre schaffen und zum Verweilen und Entspannen einladen. Entsprechend des ganzheitlichen Energiekonzepts werden bewusst robuste, langlebige und nachhaltige Materialen ausgewählt, die pflegeleicht sind und über einen langen Zeitraum ansehnlich bleiben um eine Wirtschaftlichkeit des Gebäudes zu garantieren.


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