Feuerwehrhaus, Alzey (D)

Kategorie :

Sonderbauten

Projekt :

Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, Alzey

Auftraggeber :

Stadt Alzey

Land :

Deutschland

Fläche :

bgf 3.349 m²

Planungszeit :

09/2014 - 11/2014

Preis :

2. Preis


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projekt Neubau eines Feuerwehrgerätehauses auslober Stadt Alzey (D) planungsteam WW+, Esch sur-Alzette/Trier (L/D) rendering Stube 13, Zürich (CH) bgf 3.349 m² nf 2.477 m² bri 18.915 m³ gesamtareal 1.8 ha bauwerkskosten netto 7.000.000 € wettbewerbsphase 09/2014 - 11/2014 vof verfahren 2. Preis

 

"Gute Architektur lebt von Spannung, Harmonie und einer angemessenen Bescheidenheit. Sie sollte einen Hauch von Selbstverständlichkeit ausstrahlen und sich immer am Wesen des Menschen orientieren."
Zitat Norman Heibrodt



Die Besonderheit hinsichtlich der Geographie des Baugrundstückes und die funktionale Nutzung mit Identifikationscharakter prägt die gesamte bauplastische und typologische Struktur des geplanten Feuerwehrgerätehauses. Das Konzept für die Architektur, die Szenographie der einzelnen Funktionseinheiten und die Gestaltung der Außenanlagen wird konsequent aus dem vorhandenen Naturraum und der Nutzung abgeleitet.


Entwurfskonzept
Die Individualität des Standorts in einem Landschaftsgebiet mit vereinzelten Solitärbauten des Naturschutzzentrums ‚Ruhestein‘ gibt nur bedingt Vorgaben zu städtebaulichen Bezügen. Hieraus resultiert das Grundkonzept des Besuchs- und Informationszentrums im Fluss der Natur. Das architektonische Konzept sieht eine kompakte Gebäudeform zur Reduzierung der bebauten Fläche zugunsten einer grünen Umgebung vor und legt ein besonderes Augenmerk auf eine harmonische Einbettung in den umliegenden Naturraum. Das Gebäude bildet durch seine eigenständige Form einen klaren, identitätsstiftenden Abschluss zur Landstraße 401, öffnet sich aber durch die besondere, dem Geländeverlauf folgende Ausformulierung des Volumens zum Erholungsgebiet ‚Schwarzwald‘. Die großzügigen Gebäudeeinschnitte, das hohe Maß an Transparenz und der weite, offene Vorplatz bilden eine fließende Verbindung zwischen dem Besuchs- und Informationszentrum und dem vorhandenen Natur- und Grünraum. Das dazugehörige Verwaltungsgebäude entspricht proportional der Ausformulierung des Besucherzentrums und fügt sich an die vorhandene ‚Villa Klumpp‘ im erweiterten Planungsgebiet an. Entstanden ist ein Entwurf, der seinen Besuchern durch klar orientierte Strukturierung eine geborgene Eingangssituation zum Landschaftsraum bietet. Gleichzeitig erreicht man Offenheit und Transparenz durch den gezielten Einsatz von Material, Licht und Öffnungen.


Nutzung und FunktionErschließung
Der Haupteingang wird durch einen großzügigen Vorplatz an der Südseite des Gebäudes markiert. Von dort erreicht man im Erdgeschoss die Einsatzzentrale, die durch ihren repräsentativen Charakter zum zentralen Punkt des Feuerwehrgerätehauses wird und gleichzeitig eine wichtige Schnittstelle des Gebäudes, über die alle weiteren Bereiche erreicht werden, darstellt. Um Synergien der einzelnen Gebäudeteilbereiche zu fördern, ist die Erschließung des Obergeschosses über ein Treppenhaus mit Aufzug geplant. Der zusammengefasste kommunale Funktionsbereich mit Musikübungsraum und zwei Wohnungen, sowie der Ausbildungsbereich der Feuerwehr schließen direkt an das Treppenhaus an. Auch der multifunktionale, öffentliche Sitzungsraum wird von hier erschlossen. Der Anschluss an die Kreisstraße 12 ermöglicht dem motorisierten Verkehr eine direkte Zufahrt zum neugeplanten Stellplatzbereich, welcher östlich an den Gebäudeentwurf angrenzt. Um kurze Wege im Einsatzfall zu garantieren, sind 25 Parkplätze, mit direktem Zugang zum Feuerwehrgerätehaus, der Freiwilligen Feuerwehr zugewiesen. Zudem ist eine zusätzliche Rettungsspur im Bereich der Ein- und Ausfahrt geplant.


Funktionale Lösung
Durch die Volumenausbildung des Feuerwehrgerätehauses in einen eingeschossigen sowie zweigeschossigen Gebäudeabschnitt ergeben sich automatisch die einzelnen Hauptfunktionsbereiche. Im zweigeschossigen Kopf des Gebäudes befinden sich im Erdgeschoss der Einsatzbereich mit Umkleide-/Sanitärflächen, Funk-/Telekommunikationsraum, Sozialraum und Kleiderkammer sowie die Atemschutzwerkstatt mit Anlieferung, Werkstatt und Arbeitsbereich. Daran schließen die Nebenfunktionsräume der städtischen Funktionsflächen an. Weitere Teile der kommunalen Nutzung (multifunktionaler Sitzungsraum mit Teeküche, Musikübungsraum, zwei Wohnungen für Feuerwehrmitglieder und Hausmeister) sind neben dem Schulungs- und Ausbildungsmodul im Obergeschoss angeordnet und über eine Treppe sowie einen Aufzug mit dem Erdgeschoss verbunden. Im eingeschossigen Gebäudeteil befindet sich als weitere Hauptfunktion die Wagenhalle mit Werkstätten und öffentlicher Waschhalle, welche über den zentralen Hof erschlossen wird. Neben der Vermittlung zwischen den einzelnen Eingängen zu den Hauptmodulen des Gebäudes, dient dieser Platz mit dazugehörigem Übungsturm als Feuerwehrübungsfläche.

Die einzelnen Raumelemente werden durch die großflächige Verglasung mit Blick zum Außenraum sowie durch Oberlichter mit Tageslicht versorgt, so dass eine helle und freundliche Aufenthaltsatmosphäre in allen Räumen entsteht. Der Schulungs- und Ausbildungsbereich, der sich ebenfalls mit großzügig verglasten Flächen zum zentralen Vorplatz öffnet, ist auch außerhalb des regulären Tagesbetriebs nutzbar und bildet dadurch einen wichtigen Anlaufpunkt für die angrenzenden Stadtteile. Dies führt zu einer funktionalen Vernetzung zwischen dem Feuerwehrgerätehaus und den Quartieren in unmittelbarer Nähe.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Ausgangspunkt des Energiekonzeptes ist ein optimiertes Architekturkonzept, was auf die Nutzung vorhandener und natürlicher Ressourcen, sowie optimierte Betriebs- und Wartungskosten abgestimmt ist. Die Kombination aus nachhaltiger Bauweise (sehr gutes Verhältnis von Fassadefläche zu Gebäudevolumen, ausgewogenes Fassadenverhältnis von transparenten und nichttransparenten Flächen, etc.) mit einem effizienten Energieeinsatz ermöglicht es, ein ganzheitliches Konzept für das Feuerwehrgerätehaus zu erreichen: Eine konsequente Raumorganisation, eine hohe Kompaktheit des Gebäudes und eine optimierte Wärmedämmung bilden dafür die Voraussetzung. Der Hauptzugang des Neubaus wird über einen thermisch wirksamen Windfang geführt. Das obere Geschoss erreicht man über eine Treppe, die in dem zentralen Eingangsbereich des Erdgeschosses liegt um kurze Wege innerhalb des Gebäudes zu gewährleisten. Alle Aufenthaltsräume erhalten durch die großflächige Verglasung einen Blick in die Natur und werden mit Tageslicht versorgt, so dass eine helle und freundliche Atmosphäre in allen Räumen entsteht. Eine bestmögliche natürliche Belichtung und Belüftung reduziert außerdem den Energieverbrauch. Im Zusammenspiel mit einer effizienten Haustechnik und erneuerbarer Energiequellen in Verbindung mit der Rückgewinnung vorhandener Energien entsteht ein Gebäude, dass einen hohen Nutzerkomfort gewährleistet und auch langfristig, vor allem hinsichtlich des Primärenergiebedarfs der aktuellen Energieeinsparverordnung entspricht und diese sogar unterschreitet. Unter der Zielsetzung einer investitions- und betriebskostenoptimierten Planung der Energieerzeugungsanlagen wird durch konzeptionelle und betriebstechnische Optimierung großen Wert auf niedrige Emissionen gelegt. Als zentrale Erzeugungsanlage wird eine Erdwärmepumpe in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eingesetzt. Die Wärmeversorgung erfolgt vollständig über die Wärmepumpe, die teilweise im Winter von Niedertemperaturpotenzialen aus den Kollektoren unterstützt wird. Im Sommer erfolgt die Warmwasserbereitung ausschließlich über die Kollektoren, eventuell vorhandene Überschusspotenziale können zur Regenerierung des Erdreichs wieder eingelagert werden.


Konstruktion und Material
Die tragenden Bauteile des Feuerwehrgerätehauses werden in einer Stahlbeton-Bauweise erstellt. Diese Stahlbetonwände und Stahlbetonstützen stellen die Auflager der Rahmen-Riegel dar. Die Decken mit konventioneller Spannweite werden ebenso in Stahlbeton erstellt. Die Gründung des Bauwerks wird über eine gebettete Bodenplatte mit integrierten Streifenfundamenten, die gleichzeitig als Frostschürze dienen, ausgebildet. Die massive Betonkubatur mit einer Wärmedämmschicht aus Mineralwolle wird mit einem naturbelassenem, dunklen Holz, als vorgehängte und hinterlüftete Holzleistenfassade, verkleidet. Die Anpassung an die Umgebung führt zur Wahl des Materials Holz. Der Innenbereich ist durch eine Reduktion auf wenige Materialien gekennzeichnet. Insgesamt dominieren die härteren Materialien Glas/Profilglas, Beton und weiß verputzte Wandflächen. In den Aufenthaltsbereichen, also den Bereichen, die in erhöhter Frequenz sowohl intern als auch extern genutzt werden, kommt Holz als weiches Element hinzu, was eine freundliche und warme Arbeits- und Aufenthaltsatmosphäre schafft und den Bezug zur Fassade herstellt. Entsprechend des ganzheitlichen Energiekonzepts werden bewusst robuste, langlebige und nachhaltige Materialien ausgewählt, die pflegeleicht sind und über einen langen Zeitraum ansehnlich bleiben.


Jurybericht Auszüge
„Die Arbeit formuliert einen klar konturierten, langgestreckten Baukörper in Ost-West-Richtung, der sich maßvoll in die bestehende Landschaftssituation einfügt. (…) In der Gesamtheit wird eine sehr moderate Höhenentwicklung erzielt, die sensibel mit der bestehenden Topografie umgeht und den nördlichen Bereich zur Landesstraße L 409 dem Landschaftsraum wieder zuschlägt.

(…)


Das Feuerwehr-Raumprogramm wird auf einer Ebene treffsicher erfüllt, die funktionale Zuordnung ist schlüssig. Gut gelöst ist die Lage der FEZ in der Schnittstelle zwischen Eingang und Fahrzeughalle, so dass im Einsatzfall auch die Außenbereiche gut überblickt werden können. Im Obergeschoß der Kopfausbildung sind die zusätzlichen Städtischen Funktionen und die Wohnungen auf selbstverständliche Weise angeordnet und wirtschaftlich organisiert.
Die Fassadengliederung ist klar formuliert und aus der Funktionalität heraus entwickelt. Dennoch gelingt es, ein angemessen modernes und spannungsvolles Erscheinungsbild zu erzeugen. Die Materialität als Holzleistenfassade erzeugt eine gute Einfügung in die Farbigkeit des ländlichen Umfeldes.

(…)


Insgesamt stellt die Arbeit einen gleichermaßen selbstbewussten und zurückhaltenden Beitrag dar, der die gestellte Aufgabe souverän löst und sich baukörperlich hervorragend in die bestehende Situation einfügt.“


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