Kindergarten, Beilstein (D)

Kategorie :

Bildung + Forschung + Lehre

Projekt :

Neubau eines 8-gruppigen Kinderhauses

Auftraggeber :

Stadt Beilstein

Land :

Deutschland

Fläche :

bgf 2.287 m²

Planungszeit :

05/2014 - 09/2014


Teilen über

projekt Neubau eines 8-gruppigen Kinderhauses auslober Stadt Beilstein (D) planung WW+, Esch-sur-Alzette/Trier (L/D) bgf 2.287 m² bri 8.609 m³ gesamtareal 4.049 m² bauwerkskosten netto (KG 200-700) 4.000.000 € wettbewerbsphase 05/2014 - 09/2014 beschränkter wettbewerb 2. Wertungsrundgang

"Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben."
Pablo Picasso

Mit der Entdeckung der Architektur als zusätzlicher Pädagoge bekommt die Findung einer neuen Typologie eine ganz besondere Gewichtung im Bereich der Betreuungsstätten. Das heutige Verständnis der Kinderbetreuung erweitert sich um die Aspekte der Zeit, des Raumes und der Atmosphäre. Mit dem Ziel der Förderung von Kreativität und Dynamik integrieren wir diese neuen Blickwinkel in das architektonische Konzept: Eine Gebäudeformation, in welcher der Mensch im Mittelpunkt steht, Räume, die unsere Sehgewohnheiten verlassen und bisherige Raumerfahrungen erweitern. Intention ist es den sensitiven Bereich des Menschen über Form, Farbe, Haptik und Licht anzusprechen, um die Umgebung positiv erlebbar zu machen.


Städtebauliche Einbindung

Das architektonische Konzept sieht eine kompakte Gebäudekomposition zur Reduzierung der bebauten Flächen zugunsten einer grünen Umgebung vor und legt ein besonderes Augenmerk auf eine harmonische Einbettung in die umgebende Bebauung. Zudem ermöglicht die Kompaktheit eine Minimierung des Baugrundstückes, was zu einer Maximierung der Verkaufsfläche für den geplanten Wohnungsbau im nordöstlichen Grundstücksbereich führt. Das Gebäude bildet durch seine eigenständige Form als Solitärbau einen klaren, identitätsstiftenden Abschluss zum angrenzenden Birkenweg. So rückt der Kindergarten von den Grundstücksgrenzen hinsichtlich des Birkenwegs ab um den Außenräumen mehr Platz zu bieten und dem Verkehr einen besseren Durchfluss zu gewähren. Die Gebäudeform und Erschließung sind so angelegt, dass diese in idealer Weise auf die Geometrie und Gegebenheiten des Grundstücks reagieren, die städtebaulich markante Stelle zwischen Wohnbauten und undifferenzierten Stadterweiterungsstrukturen fortschreiben und ausreichend Raum im südwestlichen Bereich für die Renaturierung des Söhlbachs lassen.

 

Architektonisches Konzept

Erschließung

Die voneinander getrennten und zurückversetzten Eingangssituationen der Kindertagesstätte sowie des Kindergartens leiten zu den internen Empfangsbereichen, die durch ihren repräsentativen und einladenden Charakter zu den zentralen Treffpunkten werden und gleichzeitig eine wichtige Schnittstelle des Gebäudes darstellen über die alle weiteren Bereiche erreicht werden. Beide Eingänge werden durch einen erdgeschossigen Gebäudeunterschnitt klar markiert. Während im Erdgeschoss, neben den Eingangsbereichen und den gemeinsam genutzten Strukturen wie Bewegungsraum und Speisesaal, die Kindertagesstätte untergebracht ist, befindet sich im Obergeschoss der Kindergarten mit großzügiger Erlebnis-Terrasse, der sowohl über eine offene Treppe als auch barrierefrei mittels Aufzug erschlossen wird.

Motorisiert erreicht man das Kinderhaus über den Birkenweg, an dem an verschiedenen Stellen bedarfsorientierte Stellplätze berücksichtigt sind. Entlang dieser Hauptverkehrsachse sind Längsstellplätze (‚Kiss&Go‘) angeordnet um den Eltern eine komfortable Kindübergabe zu ermöglichen. Die Personalparkplätze sowie der Anlieferungsbereich befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich des Kindergartens.

 

Funktionale Lösung

Anhand einer Analyse der gegebenen Raumfunktionen und Nutzungen werden kleine Einheiten in der Großstruktur gebildet, die jeweils für die Betreuung und Betreuungsorganisation genutzt werden. Um eine helle und freundliche Aufenthaltsatmosphäre in den Haupträumen zu ermöglichen, sind diese ihrer Funktion entsprechend und dem Sonnenverlauf folgend nach Süd-West ausgerichtet. Die Gruppenräume der Kindertagesstätte und auch des Kindergartens, mit jeweils zugeordneten Schlafräumen und Nasszellen, öffnen sich in dieser Richtung zur Freifläche und ermöglichen den freien Blick in die Natur samt renaturiertem Söhlbach. Das Erdgeschoss beherbergt neben den Räumlichkeiten der Kindertagesstätte den abgetrennten Bewegungsraum mit zuschaltbarem Speisesaal inkl. Küche sowie dazugehörigen Nebenräumen. Der Bewegungsraum ist auch außerhalb des Betreuungsbetriebs für Externe nutzbar und bildet dadurch einen wichtigen Anlaufpunkt für die angrenzenden Stadtstrukturen. Dies führt zu einer funktionalen Vernetzung zwischen dem Kinderhaus und den benachbarten Wohnquartieren. Das Obergeschoss bietet den Kindern neben den großzügigen Gruppenräumen eine Erlebnis-Terrasse mit Kleingärten, die über eine Schmutzschleuse erschlossen wird und über eine Treppe und Rampenanlage direkt in den Außenspielbereich im Erdgeschoss führt. Aus dieser Perspektive entstehen für die Kinder neue und interessante Sichtbezüge. Die Oberlichter im Bereich der Erschließungszonen im Erdgeschoss, der Terrasseneinschnitt des Kindergartens sowie die gläsernen Eingangs- und Foyerbereiche weisen durch ihre Transparenz Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Räumen auf und machen die räumlichen Beziehungen ablesbar, wodurch die interne Kommunikation positiv beeinflusst wird. Der Entwurf bietet seinen Nutzern durch eine klare Strukturierung Geborgenheit und Orientierung. Gleichzeitig erreicht man Offenheit durch den gezielten Einsatz von Material, Licht und Öffnungen.

 

Konstruktion und Material

Die Fassaden weisen eine Struktur auf, die durch einen Wechsel aus hellen Putzflächen auf einer einfachen Stahlbetonkonstruktion mit Wärmedämmverbundsystem, vertikalen Holzlamellen mit dahinterliegenden Öffnungsflügeln zur natürlichen Belüftung, sowie feststehenden Glaselementen aufgelockert wird.

Die feststehenden Holzlamellen ändern je nach Lichteinfall den Schatten und erzeugen dadurch verschiedene Stimmungen in der Fassade und innerhalb der Räume. Die Erzieher und Pädagogen können die dahinterliegenden Fenster eigenständig öffnen und somit individuell auf das Raumklima Einfluss nehmen. Im Innenbereich dominiert ein durchgängiges und kindgerechtes Möblierungskonzept, welches aus hölzernen Garderobenmöbeln und bunten Sitzmöbeln besteht, die eine freundliche und warme Atmosphäre schaffen und zum Verweilen und Entspannen einladen. Entsprechend des ganzheitlichen Energiekonzepts werden bewusst robuste, langlebige und nachhaltige Materialen ausgewählt, die pflegeleicht sind und über einen langen Zeitraum ansehnlich bleiben um eine Wirtschaftlichkeit des Gebäudes zu garantieren.

 

Außenraum

Hecken und kleinere Bäume sowie eine lockere freiwachsende Pflanzung zonieren die Außenanlagen und eine hölzerne Bushaltestelle mit integriertem Spielgeräte-Lager schirmt den vorbeiführenden motorisiereten Verkehr sowie den Fußverkehr von dem Außenspielbereich des Kindergartens ab um eine größtmögliche Aufenthaltsqualität in den einzelnen Freispielzonen (Sandkasten, Klettergerüst, Rasenflächen für Bewegungsspiele) zu generieren. Ein Teil der Grundstücksfläche wird zugunsten der Renaturierung des Söhlbachs abgetreten um eine möglichst natürliche und nachhaltige Umgebung für das Kinderhaus zu schaffen. Ein weiteres wichtiges Anliegen des Gesamtkonzepts ist es, den Baumbestand als wertvolle Standortqualität weitgehend zu erhalten und wo Fällungen notwendig werden zu ersetzen und fortzuschreiben. Zudem wird die Dachfläche des Neubaus extensiv begrünt. Diese Maßnahme beeinflusst das Mikroklima positiv, hält das Regenwasser auf dem Dach und schützt vor Überhitzung des Obergeschosses.


Kontakt !

Ähnliche Projekte

MicrosoftTeams-image (2)

Maison Relais ‚Alt Sprëtzenhaus‘, Esch-sur-Alzette (L)

Bildung + Forschung + Lehre
020

Kulturhaus ,Pontebier' Schouweiler (L)

Bildung + Forschung + Lehre
Schouweiler 058

Erweiterung Grundschule mit Kita, Schouweiler (L)

Bildung + Forschung + Lehre
Rendering_1

Kiosk im Park Molter, Mondercange (L)

Wettbewerb Architektur
Perpektive1

Schulcampus Echternach (L)

Bildung + Forschung + Lehre
165479 Perspektive Augustinerhof

Erweiterung des Humboldt-Gymnasium, Trier (D)

Wettbewerb Architektur